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Im Rahmen der jährlichen Veranstaltung zu gesellschaftlichen Themen, hat die CHB Unternehmensgruppe am vergangenen Wochenende im historischen Schloss Bredeneek in Lehmkuhlen eine Konferenz mit dem Titel „Herausforderungen für die Medizin in unserer Zeit: Was kommt auf uns zu und wie können wir uns darauf einstellen?“ durchgeführt. Jedes Jahr werden Experten zusammengebracht, um sich über aktuelle Themen auszutauschen. Nachdem im vergangenen Jahr die Auswirkungen der wirtschaftlichen Transformation auf ländliche Räume thematisiert wurden, wurde für dieses Jahr das Thema Gesundheitsversorgung ausgewählt. Angesichts der jüngsten Beteiligung der CHB Gruppe an einem neuen Projekt zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen (AMR) bot sich dadurch eine ideale Gelegenheit, sich mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen, vor denen die Medizin heute steht.

Carl Heinrich Bruhn mit Prof. Dr. Wolfgang Lieb, Prof. Dr. med. habil. Claudia Schmidtke, Prof. Dr. Heinz-Walter Große und Prof. Dr. Dr. h.c. Axel Haverich

Als Veranstalter konnte Carl Heinrich Bruhn auch in diesem Jahr wieder vier sehr erfahrene und angesehene Referenten begrüßen:

  • Prof. Dr. med. habil. Claudia Schmidtke: Herzchirurgin, Sprecherin des Herzzentrums Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Vorsitzende des Landesfachausschusses Gesundheit der CDU Schleswig-Holstein.
  • Prof. Dr. Wolfgang Lieb: Direktor des Instituts für Epidemiologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (Campus Kiel) und Mitglied des Sachverständigenrates Gesundheit der Bundesregierung.
  • Prof. Dr. Dr. h. c. Axel Haverich: weltweit anerkannter Herzchirurg, ehemaliger Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover.
  • Prof. Dr. Heinz-Walter Große: Ehemaliger Vorstandsvorsitzender von B.Braun Melsungen AG und Ehrenvorsitzender der Subsahara-Afrika-Initiative der deutschen Wirtschaft (SAFRI).

Jeder Referent bot wertvolle Perspektiven zu Themen, die von Prävention über Infektionskrankheiten bis hin zur sich entwickelnden Rolle der Technologie in der Patientenversorgung reichten.

Prof. Schmidtke begann ihren Vortrag mit einigen ernüchternden Fakten: Das deutsche Gesundheitssystem ist finanziell, ökonomisch und sozial nicht zukunftsfähig. Viele Kliniken stehen vor der Schließung und es herrscht akuter Personalmangel, obwohl jährlich Milliarden Euro in das Gesundheitssystem fließen. Diese Diskrepanz deute auf eine ineffiziente Verteilung der Ressourcen hin. Sie wies auch darauf hin, dass Deutschland mit der zunehmenden Belastung durch eine alternde Bevölkerung konfrontiert ist und dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, ihr Verhalten zu ändern, um einen gesunden Lifestyle zu führen. Zu den Risikoverhaltensweisen gehören Rauchen, wenig oder keine körperliche Aktivität und ungesunde Ernährungsgewohnheiten, die alle zu Übergewicht, schlechter psychischer und mentaler Gesundheit und einem erhöhten Risiko für Krankenhausaufenthalte, Diabetes und andere schwerwiegende Gesundheitsprobleme führen. Prof. Schmidtke betonte jedoch, wie wichtig es sei, den Schwerpunkt von der Behandlung von Krankheiten hin zur proaktiven Gesundheitsförderung durch Prävention und Gesundheitskompetenz zu verlagern. Gesundheitskompetenz befähige den Einzelnen, Gesundheitsinformationen zu verstehen und zu nutzen und sei entscheidend für die Reduzierung chronischer Krankheiten. Sie forderte einen Paradigmenwechsel von einem auf „Krankheit“ ausgerichteten System zu einem Gesundheitssystem, das „Wohlbefinden“ fördert.

Prof. Lieb eröffnete seinen Vortrag mit einer globalen Perspektive und betonte die zunehmende Belastung durch nicht übertragbare Krankheiten wie Herzkrankheiten, Krebs und Diabetes. Er legte Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und von GLOBOCAN (Global Cancer Observatory) vor, die weltweite Trends bei Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Diabetes aufzeigten und diese Krankheiten als Hauptrisikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall darstellten. Er betonte ferner, dass Prävention der beste Weg sei, um diese Krankheiten zu bekämpfen. Er schlug praktische Maßnahmen wie eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Bewegung, Verzicht auf Rauchen und mäßigen Alkoholkonsum vor. Er betonte auch die Bedeutung regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen, um eine frühzeitige Erkennung zu gewährleisten. Prof. Lieb schlug außerdem vor, die „digitale Epidemiologie“ als Präventionsstrategie zu fördern. Dazu gehören die digitale Gesundheitsüberwachung und die Integration von Umweltdaten. Abschließend ermutigte er die Anwesenden, in digitale Gesundheitsüberwachungsgeräte wie Smartwatches zu investieren, die neben Bewegung und gesunder Ernährung auch die Herzfrequenz, den Blutdruck und den Blutzuckerspiegel überwachen.

Prof. Haverich griff einige der Erkenntnisse von Prof. Lieb auf und betonte die Bedeutung von körperlicher Aktivität als Schlüssel zu lebenslanger Gesundheit.  Regelmäßige körperliche Aktivität ist wichtig, um chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Osteoporose und bestimmten Krebsarten vorzubeugen. Sie kann auch das Risiko von Depressionen und kognitivem Verfall verringern. Er wies auch darauf hin, dass Bewegungsmangel nicht nur die Gesundheit des Einzelnen beeinträchtigt, sondern sich auch negativ auf das gesamte sozioökonomische System auswirkt, da die Behandlungskosten steigen, die Invaliditätsrate zunimmt und die Erwerbsbevölkerung weniger aktiv ist. Er berichtete auch, dass er zusammen mit einigen Kollegen an der Medizinischen Hochschule Hannover ein Gesundheits- und Fitnessprogramm mit dem Titel „REBIRTH: active“ initiiert hat, das den Teilnehmern individuelle Trainingspläne bietet. Das Programm hat zu erheblichen gesundheitlichen Verbesserungen geführt, unter anderem zu einer bemerkenswerten Gewichtsabnahme, zu einer Steigerung der Arbeitsfähigkeit und der körperlichen Ausdauer. Prof. Haverich betonte, wie wichtig es sei, bereits im Kindesalter mit körperlicher Aktivität zu beginnen und Programme in Schulen durchzuführen, die dazu beitragen, lebenslange gesunde Gewohnheiten zu entwickeln. Er schloss seinen Vortrag mit einem Appell für einen präventiv ausgerichteten Lebensstil. Er ermutigte die Anwesenden, körperliche Aktivität in ihren Alltag zu integrieren, um ihr allgemeines Wohlbefinden zu verbessern.

Ausgehend von seinen Erfahrungen bei B.Braun Melsungen gab Prof. Große einen Einblick, wie die Technologie nicht nur die medizinische Landschaft verändert hat, sondern auch enorme Möglichkeiten für weitere Fortschritte in Bereichen wie Laparoskopie, Dialyse, Diagnostik und Ausbildung verspricht. Wo früher große Schnitte nötig waren, sind heute dank des technologischen Fortschritts nur noch kleine, präzise Einstiche nötig, was die medizinischen Eingriffe weniger invasiv macht und die Genesung der Patienten beschleunigt. Auch bei der Dialyse habe es erhebliche Fortschritte gegeben, wobei sich die Innovation auf die Entwicklung von Geräten konzentriere, die effizienter, leichter zu handhaben und auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten seien. Als Beispiel nannte er tragbare Dialysegeräte, die mehr Mobilität und bessere Ergebnisse für die Patienten erwarten lassen. Er wies auch darauf hin, dass sich KI zu einem wichtigen Werkzeug im Gesundheitswesen entwickelt. KI beginnt bei der Diagnose, der Vorhersage möglicher Komplikationen und kann sogar bei der Optimierung von Arbeitsabläufen in Krankenhäusern zu helfen, um Wartezeiten zu verkürzen und die Erfahrungen der Patienten zu verbessern. Er betonte, dass die Technologie die Gesundheitsfürsorge grundlegend verbessere, indem sie ein reaktionsfähigeres und effizienteres System schaffe.

Alle Vorträge wurden von den Teilnehmern begeistert aufgenommen, die die Inhalte sowohl informativ als auch motivierend fanden. Während der engagierten Frage-und-Antwort-Runde drückten viele ihre Wertschätzung für die wertvolle Erinnerung an einen gesunden Lebensstil aus und teilten mit, dass sie einige der Empfehlungen der Redner gerne in ihren Alltag einbauen würden. Diese Reaktion spiegelt eine bedeutende Wirkung wider, denn die Teilnehmer fühlten sich motiviert und gerüstet, positive Veränderungen vorzunehmen.